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Digitale Barrierefreiheit einfach erklärt: Was sie bedeutet – und warum Ihr Unternehmen davon profitiert

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Barrierefreiheit als Chance begreifen

Digitale Barrierefreiheit wird oft auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen reduziert – ein Trugschluss, der Chancen verpasst. In Wahrheit geht es darum, digitale Räume so zu gestalten, dass sie für alle zugänglich und nutzbar sind. Wir sprechen hier von einem Personenkreis, der weit größer ist, als viele annehmen.

Allein in Deutschland leben über 47 Millionen Menschen mit einer Beeinträchtigung. Das sind fast 60 % der Bevölkerung. Inbegriffen sind auch 7,9 Millionen Schwerbehinderte. Aber auch temporäre Einschränkungen – ein gebrochener Arm, eine Sehschwäche im Alter – oder sprachliche Barrieren gehören dazu. Digitale Barrierefreiheit ist somit kein Nischenthema, sondern eine Grundvoraussetzung für Inklusion.

Für Unternehmen bedeutet das: Wer digitale Barrierefreiheit ernst nimmt, erschließt nicht nur neue Zielgruppen, sondern verbessert auch die User-Experience für alle. Eine barrierefreie Website wird zur Visitenkarte für ein modernes, inklusives Unternehmen – und das zahlt sich aus.

Was bedeutet digitale Barrierefreiheit?

Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass digitale Inhalte und Dienste so gestaltet sind, dass sie von allen Menschen uneingeschränkt genutzt werden können. Grundlage dafür sind die WCAG (Web Content Accessibility Guidelines), die vier zentrale Prinzipien definieren:

1. Wahrnehmbarkeit

Digitale Inhalte müssen für alle Nutzerinnen und Nutzer erfassbar sein. Besonders Menschen mit Seh- oder Höreinschränkungen profitieren von diesen Maßnahmen.

Wichtige Maßnahmen:

  • Hohe Farbkontraste zwischen Text und Hintergrund
  • Alternativtexte für Bilder und Grafiken
  • Untertitel und Transkripte für Videos und Audioinhalte
  • Klare Strukturierung der Inhalte für assistive Technologien wie Screenreader
  • Sicherstellung, dass interaktive Elemente wie Buttons und Menüs klar erkennbar sind
  • Möglichkeit, automatisch abspielende Audioinhalte zu deaktivieren

2. Bedienbarkeit

Alle interaktiven Elemente einer Webseite oder App müssen für jeden bedienbar sein, unabhängig von der Eingabemethode.

Wichtige Maßnahmen:

  • Webseiten müssen ohne Maus nur per Tastatur navigierbar sein
  • Klare Fokus-Markierungen für interaktive Elemente
  • Keine unkontrollierten automatischen Abläufe (z. B. nicht abschaltbare Animationen oder Pop-ups ohne die Möglichkeit, diese über einen Button zu schließen)
  • Alternativen für Interaktionen, die besondere Bewegungen erfordern (z. B. Drag-and-Drop)
  • Konsistente und verständliche Navigationsstruktur
  • Möglichkeit, Inhalte zu pausieren oder zu stoppen

3. Verständlichkeit

Digitale Inhalte und Benutzeroberflächen müssen leicht verständlich sein.

Wichtige Maßnahmen:

  • Einfache und klare Sprache
  • Einheitliche Navigation und Bedienelemente
  • Fehlermeldungen, die deutlich und hilfreich formuliert sind
  • Logische und vorhersehbare Benutzerführung
  • Möglichkeit für Nutzer, Fehler in Formularen zu erkennen und zu korrigieren
  • Hilfestellungen und Erklärungen für komplexe Interaktionen

4. Robustheit

Digitale Inhalte sollten mit aktuellen und zukünftigen Technologien kompatibel sein.

Wichtige Maßnahmen:

  • Nutzung standardisierter HTML- und ARIA-Techniken zur Verbesserung der Kompatibilität mit Hilfstechnologien
  • Sicherstellung, dass assistive Technologien Inhalte korrekt interpretieren können
  • Regelmäßige Tests und Updates zur Gewährleistung der Barrierefreiheit
  • Alle interaktiven Elemente müssen durch Hilfstechnologien zugänglich und nutzbar sein

UI/UX als Gamechanger

In der digitalen Welt kann die Bedeutung des UI/UX-Designs nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ein reibungsloses und fesselndes Benutzererlebnis (UX) gepaart mit einem ansprechenden Design der Benutzeroberfläche (UI) sind die Grundlage jedes erfolgreichen Softwareprojekts.

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Warum ist digitale Barrierefreiheit für Unternehmen wichtig?

Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur ein gesellschaftliches Anliegen, sondern bietet auch konkrete Vorteile für Unternehmen:

Gesetzliche Vorgaben

Ab 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Unternehmen, die digitale Produkte oder Dienstleistungen anbieten, müssen sicherstellen, dass ihre Angebote barrierefrei sind, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.

Marktpotenzial

Menschen mit Behinderungen und ältere Nutzer stellen eine wachsende Zielgruppe dar. Unternehmen, die digitale Barrierefreiheit umsetzen, erreichen mehr potenzielle Kunden und verbessern ihre Markenwahrnehmung.

Verbesserte Usability und SEO

Barrierefreie Webseiten sind oft benutzerfreundlicher für alle. Eine klare Struktur, alternative Texte und hohe Kontraste verbessern nicht nur die Nutzererfahrung, sondern auch das Google-Ranking.

Wie setzen Unternehmen digitale Barrierefreiheit um?

Die Umsetzung digitaler Barrierefreiheit erfordert eine strategische Herangehensweise. Unternehmen sollten zunächst eine Bestandsaufnahme machen, um bestehende Barrieren zu identifizieren. Dies kann mit Tools wie Google Lighthouse oder WAVE erfolgen.

Wichtige Maßnahmen:

  • Technische Optimierung von Webseiten und Anwendungen (z. B. Farbkontraste, Alternativtexte, vollständige Tastaturbedienbarkeit)
  • Verwendung klar strukturierter HTML-Elemente für eine bessere Unterstützung durch Screenreader
  • Schulungen für Entwickler, Designer und Redakteure, um Barrierefreiheit nachhaltig im Entwicklungsprozess zu verankern
  • Regelmäßige Tests mit automatisierten Tools und echten Nutzern zur kontinuierlichen Verbesserung
  • Einbindung von Menschen mit Behinderungen in den Entwicklungsprozess für praxisnahe Optimierungen

Durch eine ganzheitliche Strategie wird digitale Barrierefreiheit nicht nur zur Erfüllung von Richtlinien, sondern auch zum festen Bestandteil einer inklusiven Unternehmenskultur.

Fazit

Digitale Barrierefreiheit ist keine Last, sondern eine Chance. Sie verbessert nicht nur die Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen, sondern optimiert auch die allgemeine Usability, steigert die Reichweite und erhöht die Nutzerzufriedenheit.

Unternehmen sollten jetzt handeln, um sowohl rechtliche Anforderungen zu erfüllen als auch Wettbewerbsvorteile zu nutzen.


Autor

Barbara Ofer

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