Bugs vermeiden, Kosten senken: So gelingt Qualitätssicherung in der Softwareentwicklung
In der digitalen Welt sind wir ständig mit Technologien konfrontiert, die uns das Leben erleichtern. Doch was passiert, wenn diese Technologien nicht wie erwartet funktionieren? Genau hier kommt der Begriff "Bug" ins Spiel. Bugs sind kleine Fehler im System, die auf den ersten Blick oft unscheinbar wirken. Doch die Auswirkungen können groß sein – sowohl finanziell als auch hinsichtlich des Rufs eines Unternehmens. Doch was genau ist ein Bug, wie entsteht er, und was kostet er wirklich? In diesem Artikel werden wir genau das herausfinden und zeigen, warum es letztlich günstiger ist, in Qualitätssicherung (Quality Assurance oder kurz, QA) zu investieren.
Was ist ein Bug?
Ein Bug ist ein Fehler in einer Software oder einem System, der dazu führt, dass es nicht wie vorgesehen funktioniert. Dies kann sich auf verschiedene Arten äußern: Ein Button auf einer Webseite reagiert nicht, eine App stürzt ab, oder es werden fehlerhafte Daten angezeigt. Solche Fehler können in jeder Phase der Entwicklung entstehen und betreffen nicht nur den Endnutzer, sondern oft auch die internen Abläufe eines Unternehmens. Wenn etwa ein Fehler in einer Unternehmenssoftware auftritt, kann dies Auswirkungen auf Lieferprozesse, Bestellungen oder sogar die Kommunikation mit Kunden haben.
Fehler können durch viele Dinge entstehen. Dazu gehören unklare Anforderungen, Missverständnisse zwischen Entwicklern und Fachabteilungen oder menschliches Versagen. Sie treten in allen Softwareprodukten auf, egal wie gut die Entwicklungsteams sind. Wichtig ist, wie man mit diesen Fehlern umgeht.
Wie entsteht ein Bug?
Ein Bug entsteht oft in einer frühen Phase der Softwareentwicklung und bleibt in vielen Fällen zunächst unentdeckt. Die Ursachen dafür können vielfältig sein: Manchmal liegt es an komplexen Anforderungen, die nicht klar genug definiert sind. In anderen Fällen fehlen ausreichende Tests, um sicherzustellen, dass alle Funktionen wie gewünscht arbeiten. Besonders in agilen Entwicklungsumgebungen, wo schnelle Änderungen und Releases häufig sind, können kleine Änderungen neue Fehler verursachen.
Welche Kosten entstehen durch einen Bug?
Die Kosten, die durch einen Bug entstehen, lassen sich in direkte und indirekte Kosten unterteilen.
Reparaturkosten
Sobald ein Bug entdeckt wird, beginnt der eigentliche Aufwand. Der Fehler wird gemeldet und muss dann analysiert und behoben werden. Dies bedeutet oft, dass ein Servicemitarbeiter den Bug aufnimmt oder ein Projektmanager ihn aus einem Fehler-Tracking-Tool exportiert. Anschließend wird der Bug vom Entwicklungsteam reproduziert und verifiziert. Dies ist notwendig, um sicherzustellen, dass es sich nicht um einen Anwenderfehler handelt, sondern um einen tatsächlichen Fehler in der Software. Sobald die Ursache identifiziert ist, beginnt die eigentliche Fehlerbehebung, gefolgt von umfangreichen Tests, um sicherzustellen, dass der Bug behoben ist und keine weiteren Probleme entstanden sind. Am Ende muss der Fix in einer neuen Version der Software veröffentlicht werden. Die Kosten lassen sich rückwirkend pro Bug berechnen. Erfahrungsgemäß liegen die Kosten pro Bug bei mindestens 4.000 €.
Schaden am Geschäftsergebnis
Ein Bug kann auch direkte Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis eines Unternehmens haben. So könnte ein fehlerhafter API-Endpunkt dazu führen, dass wichtige Daten nicht mehr an LKW-Fahrer übermittelt werden, was wiederum zu Lieferverzögerungen und zusätzlichen Kosten führt. In einem anderen Fall könnte ein Fehler in einem Onlineshop dafür sorgen, dass Kunden falsche Preise sehen oder Bestellungen nicht korrekt abgewickelt werden. Diese Probleme führen zu direkten finanziellen Verlusten, können zusätzlich jedoch noch einen Vertrauensverlust bei den Kunden verursachen. Der Schaden lässt sich ebenfalls berechnen und liegt je nach Schwere des Fehlers bei 10.000 € oder 500.000 €.
Verlust von Kundenvertrauen und Rufschädigung
Die indirekten Kosten eines Bugs sind oft noch schwerwiegender. Wenn Kunden aufgrund eines Bugs negative Erfahrungen machen, kann dies langfristige Auswirkungen auf das Vertrauen in die Marke haben. Ein Data Leak beispielsweise, das durch einen Fehler in der Software verursacht wurde, könnte das Vertrauen der Kunden in die Datensicherheit des Unternehmens nachhaltig beschädigen. Auch schlechte Bewertungen in App-Stores oder negative Mundpropaganda tragen dazu bei, dass potenzielle Neukunden abgeschreckt werden. Dieser Schaden lässt sich nicht direkt berechnen, kann jedoch abgeleitet werden durch Betrachtung der Zuwachszahlen von Neu- und Bestandskunden.
Beispiel 1: Der hohe Preis falscher Positives
Ein prominentes Beispiel ist der CrowdStrike Vorfall. Bei diesem Vorfall wurde durch einen Fehler in der Software die falsche Erkennung eines legitimen Systemprozesses als potenzielle Bedrohung gemeldet. Dies führte dazu, dass viele Systeme weltweit fälschlicherweise blockiert wurden, was erhebliche Betriebsstörungen verursachte. Ein Fehler im Code führte zu falschen Alarmen, die nicht nur zu Ausfallzeiten führten, sondern auch einen großen Vertrauensverlust in die Software verursachten. Dieser Fehler hätte durch umfassendere Tests und eine bessere Qualitätssicherung vermieden werden können.
Beispiel 2: Preisfehler und Vertrauensverlust
Weitere Beispiele, für die hohen Kosten, die durch Bugs verursacht werden, liefert die Plattform mydealz. Hier wurden mehrfach Angebote mit Preisfehlern – etwa Grills für nur 1 Euro – geteilt. Diese Preisfehler führen zu hohen finanziellen Verlusten. Kunden bestellen die Produkte zu den falschen Preisen. Unternehmen müssen die Bestellungen stornieren oder sogar ausliefern. Gründliche Tests und eine ordnungsgemäße Qualitätssicherung hätten solche Fehler verhindern können.
QA einführen, Bugs vermeiden, Kosten senken
Was kann man tun, um diese Kosten zu vermeiden oder zu reduzieren?
Als Unternehmen benötigt man eine durchdachte und umfassende Qualitätssicherungsstrategie. Es reicht nicht aus, einfach nur einen Tester einzustellen und darauf zu hoffen, dass mögliche Fehler rechtzeitig entdeckt und behoben werden. Qualitätssicherung ist ein kontinuierlicher Prozess, der tief in den Entwicklungsablauf integriert sein muss. Der Weg zu einem soliden Qualitätssicherungsprozess ist vielfältig.
Ein “Quality-First”-Mindset etablieren
Um eine hohe Softwarequalität sicherzustellen, muss ein „Quality First Mindset“ etabliert werden. Das bedeutet, dass Qualität schon in der Planungs- und Anforderungsphase wichtig ist. Sie wird nicht nur am Ende durch Tests geprüft. Nur so lassen sich langfristig die bestmöglichen Ergebnisse erzielen.
Aufbau eines internen QA-Teams
Eine Möglichkeit, einen funktionierenden QA-Prozess zu etablieren, besteht im Aufbau eines internen QA-Teams. Ein solches Team bietet den Vorteil, dass sich das Wissen und die Expertise im Unternehmen ansammeln und so eine nachhaltige QA-Strategie entwickelt werden kann. Ein internes Team ist für die Qualitätssicherung langfristig von Vorteil, da es direkt auf die speziellen Bedürfnisse des Unternehmens und seiner Produkte eingehen kann. Dieser Ansatz ist mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden, da qualifizierte Experten rekrutiert und umfassend geschult werden müssen. Zudem dauert es häufig eine Weile, bis die internen Prozesse vollständig etabliert und optimiert sind.
Unterstützung durch Experten mit QA as a Service (QAaaS)
Eine andere Möglichkeit ist das Outsourcing der Qualitätssicherung an externe Anbieter. Dies nennt man auch QA as a Service (QAaaS). Diese Experten verfügen über tiefgreifendes Wissen und Erfahrung in einer Vielzahl von Projekten und Branchen. Der Vorteil - Unternehmen können sofort auf qualifizierte Fachkräfte zugreifen und die Testaktivitäten je nach Bedarf skalieren. Dies bietet nicht nur Flexibilität, sondern auch einen schnelleren Start ohne langwierige Einarbeitungszeiten. Ein möglicher Nachteil - Das Wissen bleibt extern und Unternehmen machen sich langfristig abhängig von einem Dienstleister.
QA-Know-how aufbauen mit QaaS
Ein gemischter Ansatz, bei dem externe QA-Dienstleister genutzt werden, um Standards zu etablieren, während parallel ein internes Team aufgebaut wird, kann sich als besonders effektiv erweisen. Durch diese hybride Lösung profitieren Unternehmen sofort von externem Expertenwissen, während sie gleichzeitig ein internes Team aufbauen, das mittelfristig die Verantwortung übernimmt. Externe Spezialisten können zudem Schulungen anbieten, um das interne Team zu schulen und die Verantwortung schrittweise zu übertragen.
Fazit
Egal, für welchen Ansatz sich ein Unternehmen entscheidet, entscheidend ist, dass die Qualitätssicherung als integraler Bestandteil der gesamten Entwicklung angesehen wird. Eine professionelle QA-Strategie spart nicht nur Kosten, sondern sichert auch den langfristigen Erfolg und das Vertrauen der Kunden. Wer frühzeitig in Qualitätssicherung investiert, minimiert das Risiko teurer Bugs und schützt so sowohl die Reputation als auch den Geschäftserfolg.