Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet rasant voran – angetrieben durch den Wunsch nach effizienteren Prozessen, datengetriebener Medizin und einer besseren Patientenversorgung. Doch während viele Kliniken, Labore und Pflegeeinrichtungen noch auf klassische On-Premise-Lösungen setzen, wird klar: Die Zukunft liegt in der Multi-Cloud.
Doch der Weg dorthin ist kein Spaziergang. Zwischen strengen Compliance-Vorgaben, sensiblen Patientendaten und komplexen IT-Landschaften müssen Healthcare-Organisationen einen Spagat wagen. Wie gelingt die SAP-Transformation in die Multi-Cloud – ohne Abstriche bei Sicherheit und Performance?
Warum On-Premise allein nicht mehr reicht
Traditionelle On-Premise-Infrastrukturen stoßen an Grenzen:
- Skalierbarkeit: Spitzenlasten (z. B. durch digitale Patientenakten oder Telemedizin) überlasten lokale Systeme.
- Kosten: Wartung, Hardware-Updates und IT-Personal binden wertvolle Ressourcen.
- Innovation: KI, IoT und Predictive Analytics lassen sich nur schwer in starre On-Premise-Landschaften integrieren.
Die Lösung? Multi-Cloud. Doch der Wechsel ist kein Selbstläufer.
Die größten Stolpersteine auf dem Weg in die Cloud
1. Datenschutz & Compliance
Patientendaten sind hochsensibel – und streng reguliert (DSGVO, HIPAA, KHZG). In einer Multi-Cloud muss sichergestellt sein:
- Wo werden Daten gespeichert? (Datenresidenz)
- Wer hat Zugriff? (Granulare Berechtigungen)
- Wie werden Compliance-Vorgaben automatisiert überwacht?
2. Integration von Altsystemen
Viele Healthcare-Einrichtungen nutzen eine Mischung aus SAP-Lösungen, EHR-Systemen und Legacy-Anwendungen. Die Herausforderung:
- Nahtlose Anbindung an AWS, Azure & Co.
- Vermeidung von Daten-Silos
- Konsistente Workflows über Cloud-Grenzen hinweg
3. Downtime-Risiken
Jede Systemstörung kann im Gesundheitswesen kritisch sein. Die Migration muss daher:
- Geplant und getestet sein
- Business Continuity garantieren
- Kritische Workloads (z. B. Patientenaufnahme) priorisieren
4. Skills & Akzeptanz
Cloud-Transformationen scheitern oft an der menschlichen Komponente:
- Fehlende Cloud-Expertise im Team
- Vorbehalte gegenüber externen Diensten
- Unklare Verantwortlichkeiten
Der SAP-Multi-Cloud-Fahrplan für Healthcare
Phase 1: Assessment & Cloud-Readiness-Check
Bevor es losgeht, muss klar sein:
- Welche SAP-Systeme sind cloudfähig?
- Wo liegen die sensibelsten Daten?
- Welche Compliance-Anforderungen gelten?
Tools wie der SAP Transformation Navigator helfen, die bestehende Landschaft zu analysieren und passende Cloud-Szenarien zu identifizieren.
Phase 2: Hybrid-Cloud als Einstieg
Ein „Big Bang“ ist selten sinnvoll. Besser:
- Kritische Systeme (z. B. Patientendatenbanken) vorerst lokal belassen
- Weniger sensible Anwendungen (z. B. SAP SuccessFactors für Personalwesen) in die Public Cloud verlagern
- SAP S/4HANA Cloud ermöglicht eine reibungslose Hybrid-Integration
Phase 3: Vollständige Multi-Cloud-Integration
Jetzt wird’s spannend:
- SAP Business Technology Platform (BTP) als zentrale Integrationsschicht
- SAP Data Custodian für Compliance-Steuerung (z. B. Datenlokalisierung nach DSGVO)
- Flexible Nutzung verschiedener Clouds (AWS für Analytics, Azure für Speicher)
Phase 4: Optimierung & Skalierung
Die Cloud lebt – jetzt geht’s ans Feintuning:
- Automatische Skalierung bei Lastspitzen
- KI-Integration für Predictive Analytics
- Kontinuierliches Compliance-Monitoring
Best Practices aus der Praxis
✅ SAP-Beratung nutzen – Branchenwissen ist entscheidend (z. B. via Industry Cloud Consortium for Healthcare).
✅ Schulungen priorisieren – Cloud-Skills aufbauen, Akzeptanz schaffen.
✅ DevSecOps-Ansatz – Sicherheit von Anfang an integrieren (z. B. mit SAP Cloud Application Programming Model).
✅ Performance messen – Tools wie SAP Cloud ALM für Echtzeit-Monitoring.
Fazit: Die Zukunft ist Multi-Cloud
Die SAP-Transformation in die Multi-Cloud ist kein Projekt, sondern eine Reise – besonders im Healthcare-Bereich. Doch wer sie antritt, gewinnt:
- Mehr Agilität – Schnelle Reaktion auf neue Anforderungen (z. B. Telemedizin).
- Kosteneffizienz – Keine teuren Hardware-Investitionen mehr.
- Innovation – KI, IoT und Big Data werden endlich nutzbar.
Die Multi-Cloud ist kein IT-Thema – sie ist der Schlüssel zu einer patientenzentrierten, datengetriebenen Gesundheitsversorgung.